Monat: Mai 2014

Lübscher Kreativ-Klönschnack im Rosengang

Erdbeerkuchen im Rosengang.

Erdbeerkuchen im Rosengang.

Allein die Erdbeertorte. Und erst der Käsekuchen… Aber bevor mein Hang zum Häppchenjournalismus mit mir vollends durchgeht, möchte ich sofort und voller Überzeugung hinzufügen: Vor allem die Gespräche und die Atmosphäre haben den Sonntagnachmittag beim kreativen Klönschnack im Lübeck-Salon zu einem Hansetag-Höhepunkt gemacht. Dieser Salon war ein gelungenes Element, die Lübecker in den in ihrer Stadt stattfindenden Hansetag gastfreundlich mit einzubeziehen.

Rosen vor dem Ganghaus.

Rosen vor dem Ganghaus.

Meine von den Organisatoren zufällig ausgewählte Gastgeberin war Gudrun Neuper. Die Lübeckerin ist seit zehn Jahren als Coach und Organisationsberaterin tätig, wohnt in einem historischen Ganghaus im Herzen der Altstadt. Über 20 Jahre lang hat sie in einer anderen Hansestadt gelebt, in Lüneburg. Ganghäuser sind kleine, meist nur aus einem Zimmer bestehende Wohnhäuser. Hier lebten früher die Bediensteten der giebelseitigen Straßenhäuser. Bei Gudrun Neuper erschließt der Rosengang die „Buden“. Zwei Zimmer (eines unten, eines oben), jeweils gut 20 Quadratmeter – größer ist das Ganghaus nicht. Seit drei Jahren lebt sie in ihrem Häuschen, das gemütlich und der ideale Kontrast zur 2000 Quadratmeter großen Büro-Etage ist, auf der Gudrun Neuper gemeinsam mit anderen Kreativen arbeitet, wie sie erzählt.

Gastgeberin im Ganghaus.

Gastgeberin im Ganghaus: Gudrun Neuper (Mitte) mit ihren Gästen beim Lübeck-Salon.

Und wie klein manchmal die hanseatische Welt ist, wurde auch an diesem viel zu kurzen Nachmittag in den charmanten Gesprächen deutlich. Und ungeahnte nachbarliche Einbeck-Bezüge haben das Netzwerk wieder vergrößert. Mehr wird aber hier nicht verraten 🙂

Einziger Kritikpunkt, für den aber kein Kaffeeklatsch-Gastgeber etwas konnte und der sie bedauerlicherweise ebenso traf: Der Lübeck-Salon am Sonnabend Nachmittag statt am Sonntag hätte Hektik vermieden. Denn am letzten Tag wollten alle pünklich zur Abschlussparade des Hansetages und zur Schlussfeier vor dem Holstentor. Und mussten die gemütliche Kaffeetafel ungastlich zügig verlassen.

Dabei war doch noch so viel Erdbeertorte da…

 

Chillen mit Zeitsprung

Beliebt bei Besuchern: das Café Zeitsprung.

Beliebt bei Besuchern: das Café Zeitsprung.

Wer während des Hansetages mal verpusten wollte (oder ob der sommerlichen Temperaturen musste), hatte vielfältige Gelegenheiten. Eine der schönsten und eine mit Blick aufs Wahrzeichen Lübecks, das Holstentor, war die Wiese vor der Tourist-Information. Dort gab es nicht nur eine Chillout-Lounge mit roten Sparkassen-Sitzsäcken und Liegestühlen, sondern auch das Café Zeitsprung.

An alle Details gedacht.

An alle Details gedacht.

Lübecks Tourismus-Chefin Andrea Gastager hatte beim vorherigen Hansetag in Herford das kleine Café im Stil der 50-er Jahre entdeckt – und Sabine Fordemann (gebürtige Bayerin wie Gastager) sofort nach Lübeck verpflichtet. Dort war das Café mit 50 Sitzplätzen deutlich größer als in Herford, dort konnte jeder einen stilechten Zeitsprung in die 50-er Jahre machen: Nierentisch, Illustrierte aus der Zeit, Radio, Frisierkommode – bei vielen Besuchern, die auf einen Kaffee, Eierlikörchen oder Milchshake vorbei kamen, stellte sich schnell Nostalgie ein.

Vor dem Start in den Finaltag kehrte auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe mit Andrea Gastager und weiteren Mitarbeitern des Hansetag-Orgateams auf einen Kaffee ein – ob er einen Zeitsprung in die Tage nach den stressigen Hansetagen machte, ist nicht überliefert…

Sabine Fordemann serviert Bürgermeister Bernd Saxe (l.) mit seinem Team einen Kaffee.

Sabine Fordemann serviert Bürgermeister Bernd Saxe (l.) mit seinem Team einen Kaffee.

 

Ausruhen, verpusten: vor dem Holstentor chillen.

Ausruhen, verpusten: vor dem Holstentor chillen.

Im Herzen der Königin

Diesen Blick auf den Rathausmarkt hatte der Hansetagblogger jeden Morgen beim Frühstück...

Diesen Blick auf den Rathausmarkt hatte der Hansetagblogger jeden Morgen beim Frühstück…

Dieser Blog wäre ein anderer gewesen, wären die Wege während des Hansetages in Lübeck nicht so kurz gewesen. Von der Zentralität der Veranstaltungen auf der Altstadtinsel war ja in diesem Blog schon mehrfach die Rede. Alles war bestens zu Fuß zu erreichen.

Meine Herberge während der Veranstaltung lag nicht nur strategisch günstig, sie hatte nicht nur einen herrlichen Blick über den Dächern der Stadt, sie war einfach ideal im Herzen der Königin der Hanse. Und sie hat die Freude vergrößert, über diese Veranstaltung ausführlich bloggen zu können. Gerne wieder. Auf Immerwiedersehen sozusagen.

Königlicher Kaffeeklatsch

Kaffeeklatsch vor dem Ganghaus, meine persönliche Krönung der vier Hansetage.

Kaffeeklatsch vor dem Ganghaus, meine persönliche Krönung der vier Hansetage.

Lübeck war ein guter Gastgeber. Und für mich ist das auch eine der Erfolgsformeln dieses Hansetages gewesen, dass die Bürgerinnen und Bürger der „Königin der Hanse“ eingebunden worden sind in das viertägige Festprogramm, so konnte ein echtes Wir-Gefühl entstehen. Und die Gefahr, dass es ein ausschließliches Fest für auswärtige Besucher wurde, bei dem Lübecker zuhause bleiben und feiern lassen, war minimiert. Manche Menschen der Stadt an der Trave waren über ihre Vereine vor Ort, viele als ehrenamtliche Lotsen in den markanten roten T-Shirts an fast allen Ecken der Stadt stets präsente Wegweiser durch das Programm und durch ihre Stadt. Echte Gastgeber der Herzen eben.

Es ist nicht einfach (und würde vielen dann nicht gerecht), das eine persönliche Highlight des Hansetages in Lübeck zu nennen. Aber sagen wir es so: Der Kaffeeklatsch im „Lübeck-Salon“ heute Nachmittag war die Krönung.

Über 200 Lübeckerinnen und Lübecker hatten sich unbekannte Gäste zum Kaffeeklatsch ins Wohnzimmer eingeladen. Zum lübschen Klönschnack mit Familienanschluss. Der „Lübeck-Salon“ war eine gute Idee, persönliche Kontakte zu knüpfen und interessante Menschen kennenzulernen. Er war ein Ort der Begegnung, der Gastfreundschaft und des Austauschs zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Und ein kleiner Blick hinter die Kulissen der gastgebenden Stadt. Nachahmenswert!

Ich durfte zu Gast in einem Ganghaus sein, einer aus dem Mittelalter stammenden Häuser-Bebauung, bei der die meist nur aus einem Zimmer bestehenden Wohnhäuser oder „Buden“ der Beschäftigten hinter den giebelseitigen Straßenhäusern stehen. Und durch einen Gang erschlossen werden.

Dazu bald hier noch einmal mehr und ausführlicher.

Klönschnack bei Kaffee und Kuchen vor dem Ganghaus.

Klönschnack bei Kaffee und Kuchen vor dem Ganghaus. Der rote Stuhl wies den Weg zum „Lübeck-Salon“.

Einbecks Endspurt

Dicht gedrängt war heute die Beckergrube, der Ort des Einbeck-Standes.

Dicht gedrängt war heute die Beckergrube, der Ort des Einbeck-Standes.

Heute am letzten der vier Hansetage in Lübeck, hat Einbeck noch einmal alles gegeben. Auf der Sonnenseite der Beckergrube lockte die Bier- und Fachwerkstadt, dicht gedrängt zogen die Besucher durch die Straße. Am Ende waren am Stand vor dem weißen Pagodenzelt nicht nur zahllose Gespräche geführt, zahlreiche Prospekte verteilt und manches Glas geleert. Schon früh waren Einbecker Dunkel und auch Einbecker Bockbier ausgetrunken.

Viele Einbecker, die es in die Ferne gezogen hat, haben die Chance genutzt, mal wieder mit der alten Heimat Kontakt aufzunehmen – und um ein bekanntes Getränk zu genießen.

Und ebenso viele haben Einbeck neu kennengelernt, haben sich mit touristischen Tipps versorgen lassen und planen einen Besuch in der Bier,- Blaudruck-, und PS-Speicher-Stadt. Der Einsatz des gesamten Teams aus Einbeck war vorbildlich. Stets präsent, immer die Vorzüge Einbecks lobend, haben die sechs Delegierten aus Einbeck ganze Arbeit geleistet – und das war angesichts des schweißtreibenden Sommerwetters nicht immer nur ein reines Vergnügen.

Mia Van Tran und Linda Cassel.

Mia Van Tran und Linda Cassel.

Selbstverständlich war Einbeck bei der Abschlussparade dabei, die zum Holstentor führte und dort mit der offiziellen Übergabe der Hanse-Fahne endete. Linda Cassel und Mia Van Tran haben Einbeck vertreten.

ScreenOberbeck

Schade, dass es vorbei ist.

Den Einbeckern selbst hat’s gut gefallen in Lübeck. Mit seinem Tweet schaffte es der „Chef de mission“ auch wieder in den Live-Ticker der Kollegen der Lübecker Nachrichten:

Als stets präsenter Co-Autor dieses Blogs hat sich Rathaus-Vize Dr. Florian Schröder bewiesen. Dafür herzlichen Dank. Am Ende wurde er sogar noch zum Investigativ-Reporter:

Hatte stets das Handy fotobereit: Florian Schröder.

Hatte stets das Handy fotobereit: Florian Schröder.

Immerwiedersehen

Bürgermeister und Hanse-Vormann Bernd Saxe, NDR-Moderator Jan Malte Andresen und Viljandis Bürgermeister Ando Kiviberg, der die Hanse-Fahne zeigt.

Bürgermeister und Hanse-Vormann Bernd Saxe, NDR-Moderator Jan Malte Andresen und Viljandis Bürgermeister Ando Kiviberg, der die Hanse-Fahne zeigt.

Die rot-weiße Fahne ist überreicht, der Hansetag in Lübeck damit offiziell beendet. Gefeiert, gelacht, getanzt und gesungen haben insgesamt rund 500.000 Menschen vier Tage lang bei der „Königin der Hanse“, das sagte Bürgermeister Bernd Saxe, der Vormann der Neuzeit-Hanse, bei der Abschlussfeier vor dem Holstentor. Im nächsten Jahr richtet Viljandi/Estland den 35. Internationalen Hansetag der Neuzeit vom 4. bis 7. Juni 2015 aus. Dazu übergab Saxe die Hansefahne beim großen Finale  an Viljandis Bürgermeister Ando Kiviberg, zünftig in Kostum gewandet.

Ich würde mir wünschen, dass viele Hansestädte auch in das 18.000 Einwohner kleine estnische Örtchen fahren, um dort einen Hansetag zu feiern, der ganz anders sein wird als der im 213.000 Einwohner großen Lübeck. Ob Einbeck dabei sein wird? Man wird sehen… schön wäre es.

„Es war ein großartiger, friedlicher und vor allem fröhlicher Hansetag, der vielen unvergesslich sein wird“, freute sich Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe heute bei der Abschlussfeier. Nennenswerte Zwischenfälle meldeten auch Polizei und Ordnungsbehörden nicht. „Ich freue mich, dass Lübeck als Königin der Hanse Gastgeber für unsere Freunde aus so vielen Hansestädten sein durfte und hoffe, dass es allen bei uns gefallen hat und sie wiederkommen.“ Das Motto „Lübeck auf Immerwiedersehen“ verheiße eine permanente Einladung an die Trave.

 

Interessante Zahlen:

Rund 2000 Delegierte inklusive Kulturgruppen aus insgesamt 122 Hansestädten (57 aus dem Ausland) aus 15 Ländern haben am Hansetag in Lübeck teilgenommen. Die weiteste Anreise hatte die Delegation aus Hafnarfjördur (Island).

6690 Musikminuten auf allen Bühnen, darüber hinaus 20 Konzerte in den Altstadtkirchen.

Fairer Handel

Fair-Bio-Regional Markt an der Trave.

Fair-Bio-Regional Markt an der Trave.

Hanse ist Handel. Na klar. Aber war der immer fair? Haben die Kaufleute zu allen Zeiten nicht nur gute Geschäfte gemacht, sondern sind mit ihrem Gegenüber auch respektvoll umgegangen? Und haben Produkte zu fairen Bedingungen gehandelt? Lübeck ist seit 2011 als 65. Stadt in Deutschland „Fair Trade Stadt“. Beim Hansetag konnten die Besucher in der kleinen Zeltmeile direkt an der Trave mit gutem Bauchgefühl genießen, denn alle dort angeboteten Waren sind Bio und Regional. Fairer Handel kam bisher bei noch keinem Hansetag sichtbar vor. Lübeck hat hier einen Maßstab setzen wollen – und appelliert an die nächsten Hansetag-Städte sich für Fairtrade zu öffnen. Gute Initiative!

Ich habe mal an einigen Ständen ein wenig probiert und dabei unter anderem erfahren, dass es auch Lübecks Exportschlager, das Marzipan, als Bio-Marzipan-Variante gibt (schmeckt lecker und es ist nicht so süß!). Der Zucker wird bei dem Bio-Produkt durch Honig ersetzt, der Mandelanteil beträgt 57 Prozent. Das ergibt eine hohe Marzipan-Qualität.

Und heute hat sich die Obertrave dann auch noch in einen Lübecker Salon verwandelt, an langen Tischen bewirteten Vertreter der Lübecker Bürgerschaft die Gäste beim Hansebrunch. Da räumte manch sonst vielen nur aus der Zeitung bekannte Stadtpolitiker das dreckige Geschirr vom Tisch oder schänkte Kaffee nach…

Beliebtes Bier

Prost, Einbecker! Der Rattenfänger von Hameln mit Dr. Florian Schröder (l.)

Prost, Einbecker! Der Rattenfänger von Hameln mit Dr. Florian Schröder (l.)

Dass der beste Trank, den einer kennt, wird Einbecker Bier genennt… das wusste schon Martin Luther. Und auch der Rattenfänger von Hameln weiß das Bier zu schätzen. Auf dem Hansemarkt kam der Flötenkünstler aus der Weserstadt am Einbeck-Stand gerne längs, um in sein Trinkhorn ein wenig der kühlen Flüssigkeit zur Labsal füllen zu lassen.

Einbecker Bier ist aber nicht nur bei Rattenfängern beliebt, der Stand in der Beckergrube ist gut frequentiert, die ersten Fässer und Flaschen schon längst leer. Heute dann Finale! Mal sehen, ob die Einbecker Delegation volle Behältnisse mit in die Heimat nehmen muss…

Und nach dem „Ausflug“ zum Flensburger Ploppinger, bin auch ich gestern zum heimischen Hopfenerfrischungsgetränk zurück gekehrt. Gerne.

Wie die Pest

Der Pestumzug beginnt vor dem Dom. Der schwarze Tod hat seine Opfer gefunden...

Der Pestumzug beginnt vor dem Dom. Der schwarze Tod hat seine Opfer gefunden…

Die Dämmerung bricht herein am Dom, der Priester verdammt die Gottlosen, Wehklagen setzt ein bei den Weibern… Wer gestern zu später Stunde rund um den Domhof unterwegs war, konnte einen schaurigen Einblick gewinnen, wie im Mittelalter zu Zeiten der Pest mit dieser Seuche umgegangen wurde, wer als schuldig galt für die Strafe, am schwarzen Tode zu sterben.

Auf einen Karren geladen werden die Pestkranken, die am Wegesrande liegen, und begleitet mit Fackeln durch die Menge gezogen. „Ihr werdet auch noch dran sein“, raunt einer mit der langen Pestnase den Hunderten Schaulustigen zu…

Der Pestzug ist Teil des Historischen Lagers von Landsknechten und Spielleuten, das rund um den Dom ihr mittelalterliches Flair entfaltet. Dargestellt werden die historischen Szenen von dem vor über 14 Jahren gegründeten Verein Hansevolk zu Lübeck. Die Kulisse werde so authentisch sein, dass die Besucher vergessen würden, im 21. Jahrhundert zu sein, hatte Vorsitzende Gudrun Köhler vor dem Hansetag versprochen – nicht zuviel. Unter Aufsicht des Pestarztes, den ein Mantel aus gewachstem Leinwand und eine Schnabelmaske, gefüllt mit wohlriechenden Kräutern, vor „Ansteckung“ schützte, zog der Zug durch den Gassen…

Auf dem Rathausmarkt schließlich sind allerlei Kaufleute versammelt, die wie in alter Zeit ihre Waren feilbieten, Handwerker, die ihr Können zeigen. Eine ideale Ergänzung zum Hansemarkt, und gut, dass Lübeck die gesamte 60.000 Quadratmeter große Altstadtinsel Platz für all‘ die Stände hat…