Heute sind Hansetage fröhliche Feste. Lübeck erlebt gerade ein solches. Wie aber liefen die Hansetage früher ab, als es noch die historische Hanse gab? Das erläuterte heute Maria Seiler auf der Baustelle des im nächsten Jahr öffnenden Europäischen Hansemuseum. Bemerkenswerte Details, nicht nur für historisch Interessierte.
Mehrheitsvoten gab es nicht, es wurde so lange verhandelt, bis man sich einig war. Bedeutung und Ansehen der jeweiligen Hansestädte erkannte man in der Rangordnung unter den Gesandten zum Hansetag. Faustformel: Je mehr Leute die Stadt vertraten, desto bedeutsamer war die Hansestadt. Und aus der Rangordnung ergab sich dann die Sitzordnung im Hansesaal in Lübeck, berichtete Maria Seiler aus ihren Forschungen. Aus der Sitzordnung widerum ergab sich die Reihenfolge, in der die Abgesandten in den Verhandlungen ihr Votum abgaben. Und da war es wichtig, früh zu sprechen, denn das behielten die anderen Gesandten besser in Erinnerung im Kopf. „Sitzplatz und Rang waren fundamental für die Art der politischen Kommunikation und für die auf Konsens ausgerichtete Entscheidungsfindung“, sagte Seiler. Einbeck, soviel ist bei aller Schwierigkeit der Quellenlage sicher, hat nie in der ersten Reihe gesessen und früh gesprochen. Aber die letzte Reihe war es auch nicht… Hoffentlich 😉
Einstimmig allerdings waren Abstimmungen auch heute beim Hansetag der Neuzeit: Bei der Delegiertenversammlung, an der aus Einbeck der „Chef de Mission“, Rathaus-Vize Dr. Florian Schröder, teilnahm, wurden einmütig als neue Mitglieder die Hansestädte Edinburgh und Malbork (Marienburg) aufgenommen.