Eröffnungsfeier

Eröffnung wegen Wind und Regen im Saal

Manuela Schwesig, Roland Methling und Jan Lindenau gaben das Startsignal.

Der Hansetag in Rostock ist eröffnet. Aber so ganz anders als sich das die Organisatoren ursprünglich gedacht hatten und verhältnismäßig unspektakulär im Saal. Wenn auch in einem der nach eigener Darstellung wohl schönsten Konzertsäle Norddeutschlands, im Barocksaal. Dort schlugen der Vormann der Hanse, Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau, gemeinsam mit Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die Glocke und erklärten den 38. Hansetag der Neuzeit für eröffnet. Mit dabei aus Einbeck waren Wirtschaftsförderung-Fachbereichsleiter Frithjof Look und Tourismus-Leiterin Ulrike Lauerwald. Eigentlich sollte im Stadthafen zum Hansetag-Start eine extra komponierte Jubiläumskantate erklingen, sollten historische Hansekoggen einlaufen und stilecht wie früher entladen werden. Doch heftigster Regen und starke Windböen bis 50 Stundenkilometer sorgten aus Sicherheitsgründen auf und vor der dortigen Bühne am Wasser für die kurzfristige Absage der Eröffnungsfeier im Hafen und für die Verlegung der Kernzeremonie in den 1750 entstandenen Barocksaal, wo eigentlich nur der Empfang des Oberbürgermeisters für die Delegierten aus 119 Hansestädten stattfinden sollte. Ungewohnt mit Opernarien. Diese allerdings verdeutlichten, dass dieser Saal eine hervorragende Akustik für Musik und Gesang hat, für Gespräche indes leider weniger.

Beim Delegierten-Empfang im Barocksaal: Ulrike Lauerwald und Frithjof Look mit einer Vertreterin aus Pritzwalk.

„Was wären wir Hanseaten, wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte“, sagte der Hanse-Vormann bei der Eröffnung und optimistisch für die nächsten drei Tage. „Ohne Wind wäre keine einzige Hansekogge gesegelt“, sagte Lindenau. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig unterstrich die Bedeutung des Städtebundes der modernen Hanse: „Die Hanse ist ein gutes Beispiel für internationalen Zusammenhalt und beweist, dass es besser ist, aufeinander zuzugehen als miteinander Konflikte auszutragen.“ Im Übrigen seien die Norddeutschen ja nicht aus Zucker, sondern auch mal schlechtes Wetter gewohnt, sagte die Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern vor 250 Hansetag-Delegierten. In den nächsten Tagen werde sich das bei dem vielfältigen Programm zeigen. Hoffen wir dann aber, dass das Wetter besser wird. Niedersachsen sind zwar sturmfest, aber die Laune ist bei Sonnenschein dann doch erheblich besser.

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Bewegter Hansetag

Das Holstentor war die Kulisse.

Das Holstentor war die prächtige Kulisse.

Der Hansetag hat viele Menschen bewegt. Rund 500.000 dazu, nach Lübeck zu kommen. Die Herzen, weil die „Königin der Hanse“ ein guter Gastgeber war. Eine Fülle von Eindrücken haben die Gäste in Geist und Herz gespeichert. Auf Immerwiedersehen. Ein paar auch jeder auf seinem digitalen Speichermedium, das ja offenbar so gut wie jeder dabei hatte.

Ich habe abschließend ein Video zusammengestellt. Dabei ist mir aufgefallen, wie schwer es war, aus der Fülle des Materials auszuwählen, deshalb hat es auch ein paar Tage gedauert. Ich habe es versucht, trotzdem ist der Film gut 9 Minuten lang geworden. Es war einfach zu schön, Entschuldigung 😉

Traumstart

Matthias Oberbeck, Linda Cassel, Jens Andermann und Mia Van Tran ziehen bei der Eröffnungsfeier ein.

Matthias Oberbeck, Linda Cassel, Jens Andermann und Mia Van Tran aus Einbeck ziehen bei der Eröffnungsfeier vor dem Holstentor ein.

Da gebe ich der örtlichen Tageszeitung gerne recht, die per Live-Ticker berichtet: Ein Traumstart war die offizielle Eröffnungsfeier für das viertägige Festprogramm mit Feuerwerk gekröntem Finale; 10.000 Menschen waren laut Polizei bei bestem Sommerwetter dabei, der Regen kam erst in der Nacht.

Für die vier Einbecker, die beim halbstündigen Einzug der 122 Hansestädte-Delegationen durchs Holstentor schreiten durften (das „Einbeck“-Schild trug ein ehrenamtlicher Lübecker Hansetag-Lotse), war das ein Spektakel, ein spannendes Erlebnis, so – wenn auch nur für kurze Minuten – im Blickpunkt vieler zu stehen, wie sie im Anschluss erzählen. „Das hat das Ganze groß gemacht“, sagte mir heute Touristikerin Linda Cassel von Einbeck Marketing.

Auch der Zeitplan funktionierte, der minutengenau geplant war. Organisatorisch hat Lübeck offenbar alles im Griff, ein paar Kleinigkeiten gibt es immer zu optimieren (zum Beispiel Sitzmöglichkeiten für die Delegierten fehlten, nachdem diese eingezogen waren und dann stehen mussten) und einige sind bei einer solchen Mega-Veranstaltung einfach unvermeidlich.

Musikalisch mäanderte die Eröffnungsfeier zwischen einer Mischung aus Pop-Schlager und Monumental-Klassik, als zum Start die Eurovisionshymne gespielt wurde (Marc Antoine Charpentier – Te Deum Prelude) witzelten nicht nur wir Journalisten, ob jetzt die Live-Übertragung von „Wetten, dass?“ beginnt… Die Eröffnungsfeier hatte durchaus vieles vom hanseatischen Lagerfeuer, um das sich die Hansefamilie versammelte.

Präsidialer Traum

Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Vormann der Hanse, Bürgermeister Bernd Saxe, bei der Eröffnungsfeier vor dem Holstentor in Lübeck.

Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Vormann der Hanse, Bürgermeister Bernd Saxe, bei der Eröffnungsfeier vor dem Holstentor in Lübeck.

Da ist er also, oder wie der gebürtige Rostocker und Hanseat Joachim Gauck es selbst sagte: „Jau, hier bin ich.“ Der Bundespräsident steht vor dem Holstentor, wohnt der Eröffnungsfeier des 34. Hansetages der Neuzeit bei (offiziell eröffnet wird der vom Vormann der Hanse, Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe). Immer wieder bekommt Joachim Gauck Zwischenapplaus, schon bei seiner Ankunft wurde das Staatsoberhaupt herzlich begrüßt.

Der Bundespräsident spricht in seiner kurzen Rede natürlich von der Hanse, dem Kaufmanns- und Städtebund, der früher diplomatische Lösungen bei Streitigkeiten bevorzugt habe. Und er spricht von der Freiheit. Er, der Rostocker, hätte vor 25 Jahren an keinem Hansetag in Lübeck teilnehmen können, auch wenn der Weg eigentlich kurz sei und die Ostsee die Hansestädte seit dem Mittelalter verbindet und ihnen Handel erlaubt. Der eiserne Vorhang war davor. Und nun ist er als Deutschlands Staatsoberhaupt hier.

Das ist der Hintergrund, warum Joachim Gauck die Hansetag-Eröffnungsfeier dafür nutzt, zur Europawahl am Sonntag aufzurufen: Alle sollten teilnehmen, Europa habe gerade in der derzeitige Situation eine starke Stimme nötig. Und wer sein Kreuz am Sonntag nicht mache, dem werde er im Traum erscheinen, drohte Gauck humorig – und gleichzeitig ernst gemeint.

Am Ende der Eröffnungsfeier, auf dem Weg zurück zur Limousine, beim kurzen Bad des Präsidenten in der Menge, war das natürlich das Thema, um ins kurze Gespräch zu kommen. Alle, denen Gauck die Hand schüttelte, beteuerten, entweder ihre Stimme bereits abgegeben zu haben, oder aber ganz sicher zur Wahl zu gehen… Das wäre ein Traum.

Lübeck lächelt

Mit diesem Schild wird die Einbecker Delegation bei der Eröffnungsfeier einziehen. Ich hab's heute vor der Bühne am Holstentor schon mal in Augenschein genommen...

Mit diesem Schild wird die Einbecker Delegation bei der Eröffnungsfeier einziehen. Ich hab’s heute vor der Bühne am Holstentor schon mal in Augenschein genommen…

Und Einbeck lächelt zurück. Heute war ich den ganzen Tag in der Innenstadt unterwegs und konnte es spüren, Lübecker haben mir bestätigt, dass ein ganz besonderes Gefühl herrscht. Die Stadt vibriert vor Vorfreude förmlich. Überall fleißige Menschen, die Zelte aufbauen, Fahnenmasten aufstellen, noch hier hämmern und dort streichen. Die Königin putzt sich zum Mega-Event. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Im fröhlichen.

Die ersten Proben für die Eröffnungsfeier namens „Schlaglichter“ mit 350 Mitwirkenden auf der 260-Quadratmeter-Bühne haben gut funktioniert, erzählte heute Regisseur Bernd Krieger. Und auch der Einzug der Delegierten (je vier pro Hansestadt) war kein Problem, dauerte sogar nicht so lange wie im minutengenauen Zeitplan, berichtete der Theatermann. „Wir haben eine Acht-Sekunden-Taktung, die ehrenamtlichen Lübeck-Lotsen geben die Pace vor“, sagte Krieger. Hoffentlich halten sich auch alle Delegierten an diesen Takt. Und wenn nicht?, frage ich Krieger. „Die können gar nicht anders“, sagt er gut gelaunt.

Die örtliche Zeitung, die Lübecker Nachrichten, haben heute in einem Kommentar die Lächel-Devise ausgegeben. Königliche Gastgeber, noch weltoffener als sonst – das sollen und wollen die Lübecker sein. Bei denen, die ich heute getroffen habe, hat das übrigens bereits blendend funktioniert

Bundespräsident ohne Blitz

Bundespräsident Joachim Gauck.

Bundespräsident Joachim Gauck, hier nach seiner Wahl im März 2012 im Reichstagsgebäude.

Der erste Mann im Staate, der Bundespräsident, gibt sich die Ehre: Joachim Gauck und Daniela Schadt werden zur Eröffnungsfeier des Hansetages am Donnerstag vor dem Holstentor erwartet. Da gelten natürlich strenge Sicherheitsbestimmungen. Die strengsten wurden den Medien heute mitgeteilt: Während des Festaktes darf nicht mit Blitzen fotografiert werden. Nun gut, das lässt sich einrichten. Denn die moderne Kameratechnik von uns Medienvertretern (die übrigens vor der Veranstaltung von Sicherheitsleuten überprüft wird) benötigt nicht mehr zwingend einen Blitz.

Eine halbe Stunde ist nach dem Einmarsch der Hanse-Delegationen vorgesehen für die Eröffnungsansprachen von Bundespräsident, Ministerpräsident und Bürgermeister. Das klingt schön kompakt, angesichts einer 100-minütigen Eröffnungsveranstaltung, bei der vor allem die Musik im Vordergrund stehen wird. Und ein Feuerwerk zu den Klängen der Carmina Burana zum Abschluss. O fortuna!